Die Dankbarkeit, Schmerz fühlen zu können

Heute Morgen sitze ich mit einer Tasse Tee im Lesesessel. Eine Katze liegt neben mir, draußen das weiche Licht. Ein stiller Moment. Und alles, was ich spüre, ist Schmerz. Eine Traurigkeit, die nicht laut ist – aber ganz da. Die leise Wahrheit, dass ich in einem Leben stecke, das sich nicht wie meins anfühlt. Ein Job, der mir Sicherheit gibt, aber keine Erfüllung. Strukturen, die mich binden, wo ich frei sein will. Ein Alltag, der mich erschöpft, weil ich zu viel halte – und zu wenig Raum lasse.

Und doch bin ich dankbar. Dankbar, dass ich das spüren kann. Dass ich merke, wenn meine Seele nicht mitkommt. Dass ich nicht mehr einfach „funktioniere“. Denn vor einiger Zeit hätte ich diesen Schmerz noch überhört. Hätte nur vage gespürt, dass etwas nicht stimmt – aber nicht was.

Was sich verändert hat? Ich glaube, es war nichts Großes. Ein langsames Zurückkommen zu mir. Durch radikale Entschleunigung. Detox auf allen Ebenen – Körper, Geist und Seele. Weniger Reize. Mehr Stille. Weniger Müssen. Mehr Wahrnehmen. Und irgendwann wurde das, was ich fühle, wieder hörbar. Auch der Schmerz. Und genau deshalb: auch die Dankbarkeit.


Vielleicht magst du dir heute einen Moment schenken, in dem du nichts verändern musst. Nur da bist. Und fühlst, was ohnehin schon da ist. – Was ist es, das du spürst, wenn es still wird in dir?

Nach oben scrollen